Bericht von Soni, Karli 15.06.2025

IRONMAN 70.3 Hawaii

Soni:
Ironman Hawaii 70.3

mega geil – extrem stark – brutal heiß

das ist die Kurzform, wer länger Zeit hat, ich hätte da auch eine längere, ausführlichere Version mit mehr Einzelheiten…

In etwa der Mitte unserer traumhaften Hawaii Reise stand unser sportliches Highlight, der Ironman 70.3 an der Westküste Big Islands auf dem Programm und die Vorfreude darauf war riesengroß. Für mich war es der erste Ironman 70.3 und mein Ziel war es, in der Limitzeit von 8:30 Stunden gesund und glücklich ins Ziel zu kommen.

Nachdem wir schon ein paar Tage die Insel im Süden und Osten erkundet hatten, kamen wir am Mittwoch in Waikoloa an, dort wo der Bewerb statt fand, und fuhren gleich mal die gesamte Radstrecke mit dem Auto bis hinauf zur Wende nach Hawi ab.
An diesem Tag spürte ich das erste Mal meine Nervosität. Die Schilder „Vorsicht Wildtiere“ und ein paar tote schwarze Schweine am Straßenrand, sowie die vielen freilaufenden Ziegen direkt neben der Straße, verängstigten mich, was, wenn so ein Tier gerade da ist wenn man mit hoher Geschwindigkeit mit dem Rad bergab fährt?
Wir holten erst mal unsere Leihräder ab, mein Rad war genau perfekt für mich und ich fühlte mich gleich sehr wohl darauf. Größe, Schaltung, Bremse – alles wie bei meinem zuhause.
Zum Eingewöhnen fuhren wir 30km, den ersten Teil der Strecke ab. Wieder vereinzelt Ziegen, aber nicht auf der Straße, hat gut gepasst.
Danach haben wir beide Bauchweh, bei Karli bleibts dabei, mich plagt in der Nacht ein ordentlicher Magen Darm Infekt. Scheiße! Brauch und will ich jetzt gar nicht haben. Am nächsten Tag möchte ich eine Hendlsuppe, wir sind im Supermarkt auf der Suche nach einer „Packerlsuppe“ - gibt es nicht, aber: wir finden Knorr Hühnersuppenwürfel, genial.
Mit ein paar kleinen Barilla Nudeln ergibt das eine perfekte Hendlsuppe die meinen Magen wieder einrenkt und zum Glück ist alles wieder schnell vorbei.

Donnerstag: Athleten – Check - in mit Startnummernabholung, Wettkampfbesprechung und Schwimmstartbesichtigung. Alles sehr interessant für mich. Alles in einer sehr schönen Hotelanlage, in der sich ebenso der Start/Zielbereich und die Wechselzonen befinden.
Alles sehr entspannt und unkompliziert.

Am Freitag nochmal kurz Laufen und Radfahren, danach Räder abgeben. Unsere Pastaparty, Nudeln mit Tomatensauce, fand in unserer sehr coolen Wohnung mit riesengroßer Terrasse und wunderbaren Ausblick statt.
Die Anspannung ist voll da. Ich kenn das ja schon jahrzehntelang als stille Beobachterin und Ehefrau eines immer wieder teilnehmenden Ironman, aber wenn man selber startet ist es nochmal gaaanz anders. Irgendwann bin ich trotzdem für 2 Stunden eingeschlafen. Vorm aufstehen gehe ich im Bett noch mal alles im Kopf ganz genau durch. Das hat mir gut geholfen und ich bin mit einem gut vorbereiteten Gefühl aufgestanden.

Vor ein paar Dingen hatte ich beim Bewerb allergrößten Respekt: Erstens vor dem Klima.
Hitze, Luftfeuchtigkeit und Wind. Zweitens vor dem Schwimmen im Meer. Im Vorhinein meine Angst dass mich ein Hai schnappt oder mich eine Qualle erwischt, dies verging aber wieder. Aber auch vor starkem Wellengang, da mir da immer schlecht und schwindlig wird beim Schwimmen.
Und: Dass ich beim Radfahren einen technischen Defekt habe. Ich kann keinen Patschen picken.

Wettkampfmorgen: 3:15 Uhr aufstehen und frühstücken – igitt – essen um diese Zeit.
Die Zeit vergeht schnell, die Sonne knallt runter und der Wind geht von der Früh weg, sogar früh morgens schon stärkere Wellen im Meer.
Wir stehen beim Schwimmstart unter allen anderen Startern. Kurz vor dem Start singt eine wahnsinnig gute Sängerin mit kraftvoller Stimme die Amerikanische Bundeshymne. Dies kennt man aus vielen Sportveranstaltungen aus dem Fernsehen, aber in live mit all der Anspannung war es ein Gänsehautmoment und die ersten Tränchen sind gekommen. Überwältigend hier mitten drinnen zu sein.

Endlich!! Es geht los!! Wir starten mit Verspätung und großer Aufregung was der Tag bringt neben einander laufend ins Meer. Die Aufregung ist weg. Nur mehr Schwimmen. Ich konzentriere mich nur mehr auf meine Atmung, meine Arme und Beine und bewundere die bunten Fische.
Das Schwimmen geht gut, obwohl ganz schöner Wellengang ist, ich trotze den Wellen und versuche den leichten Schwindel zu ignorieren. Ab der Hälfte der Strecke schwimmen wir gegen die Sonne und ich merke das es schwieriger ist mich zu orientieren und die Bojen zu sehen. Ich kann schon den Bogen beim Schwimmausstieg sehen, gleich geschafft! Leicht schwindlig ging ich aus dem Wasser, erstmals zur Brause um das Salzwasser abzuspülen.

Beim Radfahren von Beginn weg Gegenwind. Wie vermutet. Die Strecke entlang des Highways, endlose Weite durch die Lavafelder, immer bergauf, bergab. Die letzten 7 km Hawi hinauf der stärkste Teil der Strecke. Dies wurde uns so bei der Wettkampfbesprechung gesagt und hat sich bestätigt. Der Asphalt glüht, mittlerweile starke Hitze und heißer Gegenwind. Hier hat mir eine Labstelle gefehlt. Endlich, ich kann die Wende sehen und eine Labstation! WASSER!! Ich schütt mich komplett voll bis alles nass ist, so gut!! Jetzt gehts ertmals ein paar Kilometer nur bergab – das fühlt sich richtig gut an! Es ist beim Zurückfahren wieder Gegenwind, aber es läuft gut und die Zeit vergeht schnell. Das Radfahren ging gut und hat mir am meisten Spaß gemacht. Und, ganz wichtig: ich habe keine Tiere gesehen!

„Nur mehr“ Laufen: Das Laufen war von Anfang an nur stark. Mittlerweile ist es extrem heiß, mein Garmin sagt 35 Grad. Ich merke gleich zu Beginn dass ich mein Tempo nicht laufen kann und beschließe langsamer zu laufen. Mein Ziel ist es nur ins Ziel zu kommen. „Never give up.“
Zum Glück gibt es ca. jede Meile eine Labstation. Ohne diese hätte ich nicht laufen können. Bei jeder bin ich gegangen und gestanden. Alles mit Wasser und Eis genommen. Der beste Tip von einer Triathletin bei der Wettkampfbesprechung an die Damen war, sich den BH mit Eis vollzustopfen. Das habe ich gemacht! Eis überall, auch unterm Kapperl und im Nacken.
Die Laufstrecke ging die meiste Zeit über den Golfplatz. Immer nur bergauf und gleich wieder bergab. Aber steil bergauf, starke Wenden, eine echt anspruchsvolle und fordernde
Laufstrecke.
„Hells Kitchen“ der angeblich heißeste und stärkste Abschnitt, eine ca. 1,5 km Strecke mitten zwischen den Lavafeldern, hat uns unabhängig voneinander am besten gefallen. Der einzige Teil der Laufstrecke der gerade war und nur leicht ansteigend bzw. abfallend.
Der letzte Kilometer war der emotionalste am ganzen Rennen. Ja, ich schaffe es ins Ziel! Es war ein großer Wunsch von mir und er ging in Erfüllung. Das viele monatelange Training wird belohnt. Einzig und allein mit diesen Gefühlen und diesem Moment.
Mein Motto „Anything is possible“ wird wahr.
Von weitem habe ich Karli schon im Ziel gesehen und er freut sich so mit mir!
Yes – I did it!!!! Nach 8:16 Stunden laufe ich überglücklich ins Ziel. Freudentränen u. Gefühle überwältigen mich. Unbeschreiblich, unvergleichlich und eindeutig das verrückteste und geilste was ich je im Leben gemacht habe.

Danke Karli dass du dieses Abenteuer gemeinsam mit mir gemacht hast. Danke für deine Trainingspläne, die vielen gemeinsamen Trainingsstunden, dass du immer mit mir gemeinsam am Rad gefahren bist und nie dein Tempo, obwohl du hättest sollen. Und danke für deine Geduld und die genauen Infos und Erklärungen bezügl. Triathlon und rund um diesen Bewerb, ich weiß, ich hab dir oft Löcher in den Bauch gefragt, vor allem die letzten Tage davor. Aber deine Ruhe hat mich beruhigt.

Danke an meine Trainingspartner die oft am Samstag bei gemeinsamen Radausfahrten mitgefahren sind. Und besonders an Herta die mich am Mittwoch immer beim Schwimmtraining begleitet hat.

Und danke an alle, dass ihr mitgefiebert habt und euch so mit mir mitgefreut habt, das wiederum hat mich soooo seeeehr gefreut!!!

Ein letztes danke, falls überhaupt wer so weit gelesen hat und noch da ist, dass ihr so lange durchgehalten habt um das zu lesen!:)


Karli:
Nachdem Soni und ich dieses Jahr 50 wurden, wollten wir uns eine besondere sportliche Herausforderung suchen. Und diese haben wir mit dem 70.3 auf Hawaii gefunden.

Anders wie beim großen Bruder im Herbst ist das Wettkampfgelände etwas weiter im Norden, was aber nichts an der Hitze, der hohen Luftfeuchtigkeit und dem Wind ändert. Von allem hatten wir bei unsrem Rennen reichlich!

Bei der WK-Besprechung erzählten sie uns, dass das Schwimmen das beste im ganzen IM Zirkus sei, da man mit vielen bunten Fischen schwimme - wie in einem riesigen Aquarium. Kuschelig warme 26° - den Neo konnten wir getrost zu Hause lassen - Gewicht fürs shoppen gespart ;-)

Die Radstrecke ist eigentlich gleich wie beim IM im Herbst, also 45km nach Hawi und wieder retour. Auch hier ein Tipp von der WK-Besprechung: Aero ist alles! Unbedingt am Aufleger fahren. Nun gut, auch diesen hatten wir bei unsren ausgeborgten Rädern nicht. Außerdem musste ich mit erschrecken feststellen, dass ich auf meinem Rad eine Kompakt-Kurbel verbaut hatte. Hat mir als Trittfrequnz-Fahrer natürlich extrem geholfen ;-)

Gelaufen wird um eine Hotelanlage, am Golfplatz und zwischen Lavafeldern. Klingt nicht so schlimm, aber eben gibts da nicht. Stimmt nicht ganz, 1,5 km geht es leicht abschüßig in Hells Kitchen (=Asphaltstraße in die Lavafelder)) hinein und leicht ansteigend auch wieder heraus. Die restliche Strecke hat so gut wie keinen geraden Meter - also immer rauf oder runter. Wobei rauf gerne 20Hm mit 20% Steigung heißt. Also ich werd über den Donaudamm nicht mehr jammern!

Soviel zur Theorie. Am Renntag sind wir zeitig aufgestanden und haben nochmal unsere Räder in der Wechselzone besucht ;-). Danach haben wir uns gleich zum Schwimmstart begeben und haben schon einige Schaumkronen gesehen, sprich es war schon gut windig. Soni noch schnell beruhigt und dann haben wir uns im Mittelfeld eingereiht, um Soni etwas mehr Puffer für das Schwimmen zu verschaffen. Wie immer sehr ergreifend in Amerika: die Hymne vor dem Start - wenns da nicht kribbelt dann weiß ich auch nicht!

Mein Rennen war sehr angenehm - entspannt geschwommen - beim Radfahren hätte ich schon schneller gewollt, aber mit der Kompakt Kurbel und ohne Aeroposition geht auch nix weiter - und beim Laufen wirklich bei jeder Labstation gekühlt und nach Soni umgesehen. Beim Radfahren hab ich sie auf der Wendestrecke gesehen, aber beim Laufen leider nicht. Nicht falsch verstehen, es war schon ein Rennen, aber halt nie am Limit - dieses Mal ging es um was viel Wichtigeres:

Soni’s erstes Mal (nicht was ihr denkt ;-)

Also schnell im Ziel zusammengepackt und den Kurs in verkehrter Richtung zurückgewandert um beim Auto das Handy zu holen, damit ich endlich den Tracker aktivieren konnte. Kurz vorm Auto hab ich Soni getroffen - und sie hat richtig gut ausgeschaut!! Hab sie dann noch auf der Strecke angefeuert und mit ihr ihren Zieleinlauf genossen.

Es war für uns ein perfekter Tag - trotz der schwierigen Bedingungen. Vor allem Soni hat sich wirklich toll durchgebissen:
- beim Schwimmen alles durchgekrault und ihre Angst vor Meer, Haien und Quallen besiegt
- beim Radfahren durch den Wind und die Hitze gekämpft
- und zum Schluss souverän den Halbmarathon bei der Hitze gut eingeteilt!

Zwergi ich bin soo stolz auf dich!!


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